
Leica Oskar Barnack Award 2025
10.10.25 - 11.01.26
Ernst Leitz Museum
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Die beiden diesjährigen Gewinner des Leica Oskar Barnack Award (LOBA) heißen Alejandro Cegarra und Serghei Duve. Sie wurden am Abend des 9. Oktober 2025 im Leica Headquarter während eines Festakts ausgezeichnet. Die LOBA-Preisverleihungen waren ein weiterer Höhepunkt der Feierlichkeiten im Leica Jubiläumsjahr, in dem unter dem Motto „100 Jahre Leica: Zeugin eines Jahrhunderts“ die Geschichte der Leica zelebriert wird.
In der 45. Runde des renommierten Fotografiepreises wurde von der LOBA-Jury der in Venezuela geborene und in Mexiko lebende Fotograf Alejandro Cegarra mit seiner Serie „The Two Walls“ mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. Der deutsche Fotograf Serghei Duve ist mit seiner Serie „Bright Memory“ der Gewinner in der Nachwuchskategorie des LOBA. Die Gewinnerserien setzten sich gegen ein Bewerberfeld mit insgesamt über 300 Einreichungen durch, die der LOBA-Jury durch rund 120 Expertinnen und Experten der internationalen Fotografieszene aus etwa 50 Ländern vorgeschlagen worden waren. Der Leica Oskar Barnack Award Newcomer wurde in Kooperation mit 20 internationalen Institutionen und Hochschulen aus 17 Ländern bestimmt.
Alejandro Cegarra: „The Two Walls“ – Leica Oskar Barnack Award Gewinner 2025
Für sein Langzeitprojekt war der Fotograf im Grenzgebiet zwischen den USA und Mexiko unterwegs. Mit seinen empathischen Schwarzweißaufnahmen verschafft er den Migrantinnen, Migranten und Asylsuchenden Aufmerksamkeit und beleuchtet die dramatische Situation vor Ort. Einst hatte Mexiko den Ruf, ein sicherer Zufluchtsort für Asylsuchende zu sein. In den vergangenen Jahren hat sich das Land jedoch zu einem Kooperationspartner der einwanderungsfeindlichen Politik der USA entwickelt. Cegarra nimmt in der Serie vor allem Einzelschicksale von Migrantinnen und Migranten und deren Familien, die in Mexikos Grenzgebiet unter den harten und menschenunwürdigen Bedingungen leiden, in den Fokus.
Vorgeschlagen wurde die Gewinnerserie von dem kolumbianischen Fotografen und LOBA-Nominator Federico Rios Escobar.
Alejandro Cegarra wurde 1989 in Venezuela geboren und lebt seit 2017 in Mexiko. Er begann seine fotojournalistische Karriere 2012, als er anfing, für die größte venezolanische Zeitung „Últimas Noticias“ zu arbeiten. Seitdem hat er seine Arbeiten als freier Fotograf in der „New York Times“, bei Bloomberg, dem „National Geographic“, „The New Yorker“, „The Washington Post“ und „TIME“ veröffentlicht. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2017 mit dem Getty Editorial Grant und 2019 sowie 2024 mit dem Global Award for Long-Term Projects von World Press Photo. Bereits 2014 war er Gewinner des Leica Oskar Barnack Award Newcomer mit seiner Serie „The Other Side of the Tower of David“ über einen besetzten Hochhausrohbau in Venezuelas Hauptstadt Caracas. Cegarra gehörte auch mehrfach zur Gruppe der LOBA-Nominatoren.
Serghei Duve: „Bright Memory“ – Leica Oskar Barnack Award Newcomer 2025
In seiner sehr persönlichen Serie „Bright Memory“ („helle Erinnerung“) zeigt der in der Republik Moldawien geborene Fotograf die engen Verbindungen seiner Familie in die alte Heimat Transnistrien auf, einem international nicht anerkannten und nur von Russland gestützten Gebiet, das sich 1990 von der Republik Moldawien unabhängig erklärte. In seinen Bildern versucht er, das Gefühl, das sich mit der russischen Redewendung der „hellen Erinnerung“ beschreiben lässt, zu visualisieren: alltägliches Leben, das von Nostalgie und Teilung geprägt ist.
Vorgeschlagen wurde die Serie für die LOBA-Newcomer-Kategorie, die sich an Nachwuchsfotografinnen und -fotografen bis zu einem Alter von 30 Jahren richtet, von dem Lehr- und Forschungsbereich Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover.
Serghei Duve wurde 1999 in Chișinău, Moldawien geboren. Seine Eltern zogen, als er ein Jahr alt war, mit der Familie nach Hannover, Deutschland. Von da an besuchte er deutsche Kindergärten und Schulen, während er zu Hause mit der russischen Kultur aufwuchs und mit seinen Eltern Russisch sprach. Sein Interesse an der Fotografie wurde geweckt, als er zu seinem zehnten Geburtstag seine erste Kamera erhielt. Seit 2021 studiert er an der Fachhochschule Hannover den Studiengang Visual Journalism and Documentary Photography. In seinen Projekten beschäftigt sich Duve mit Identität und Herkunft, oft in Zusammenhang mit seinen eigenen Wurzeln und Erfahrungen.
Shortlist Kanditat*innen 2025
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Lynsey Addario: “Mom, I Want to Live” – A Young Girl Battles War and Cancer
Die amerikanische Fotografin (*1973) stellt das Schicksal eines ukrainischen Mädchens ins Zentrum ihrer Serie, bei dem 2020, im Alter von zwei Jahren, ein seltener Augenkrebs diagnostiziert wurde. Die normalerweise heilbare Form konnte während des Krieges nicht weiter behandelt werden. Eine berührende Geschichte über den verzweifelten und zähen Überlebenskampf eines Mädchens und seiner Familie in einem vom Krieg zerrissenen Land. -
Arlette Bashizi, Beyond Numbers
In ihrem persönlichen Projekt berichtet die Fotografin (*1999) über ihr Heimatland, die Demokratische Republik Kongo, und die Folgen des dortigen Kriegs zwischen Rebellen und der Armee. Mehr als sechs Millionen Kongolesen wurden vertrieben. Die Fotografin dokumentiert das Leben ihrer Gemeinde in Nord-Kivo, im östlichen Teil des Landes, die seit 2021 unter den Folgen der Auseinandersetzungen leidet. Damit gibt sie den Menschen, die ansonsten nur anonym in Statistiken auftauchen, Namen und Gesichter. -
Gideon Mendel, Deluge
Die Serie zeigt den Versuch des südafrikanischen Fotografen (*1959), den globalen Klimanotstand auf eine persönliche und systematische Weise zu erforschen, um zu zeigen, dass seine Auswirkungen alle Grenzen von Reichtum, Klasse, Ethnie und Geografie ignorieren. Mendel hat seit 2007 Überschwemmungen in 13 Ländern auf der ganzen Welt dokumentiert. Er zeigt direkte Porträts von Betroffenen, ergänzt um abstrahierte Landschaftsbilder, um eine Typologie des Klimawandels zu erstellen.
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Stanislav Ostrous, Civilians – the Gray Zone
Die Gebiete der ukrainischen Regionen Donezk, Cherson und Charkiw liegen unter unerbittlichem Beschuss. Wer konnte, hat die Dörfer und Städte verlassen. Nur die Ärmsten und die Alten sind geblieben. Die Geschäfte sind geschlossen, Strom ist nur unzuverlässig verfügbar. Das Überleben hängt von Freiwilligen ab, die sich um die Menschen in dieser Grauzone kümmern. Der ukrainische Fotograf (*1972) zeigt in seiner Schwarzweißserie die grausame Realität des Krieges und seine zivilen Opfer in verzweifelter Lage.
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Xiangjie Peng, The Rise of Queer Underground Party Culture in China
Seit 2017 dokumentiert der chinesische Fotograf (*1961) die queere Community in verschiedenen Städten Chinas. Seine Porträts zeigen Orte der Freiheit, um die eigene Identität in offener Gemeinschaft auszuleben. Die Schwarzweißserie entstand vor allem in Clubs, bei Partys und Wettbewerben, die trotz der offiziellen Beschränkungen für die LGBTQ+-Community zu einem wichtigen kulturellen Phänomen geworden sind. So wie sich das Land langsam internationalen Einflüssen öffnet, wachsen die Freiheiten im Untergrund.
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Ivor Prickett, War on the Nile – Fragmented Sudan
Im Schatten der Weltöffentlichkeit tobt im Sudan seit über zwei Jahren ein brutaler Bürgerkrieg. Mehr als elf Millionen Menschen wurden vertrieben, bis zu 150 000 sind umgekommen. Dem irischen Fotografen (*1983) gelang es, im letzten Jahr für die New York Times in das verwüstete Land zu reisen. Seine Aufnahmen berichten von einer der größten humanitären Katastrophen der Welt. Die erschütternden Bilder zeigen die Tragödie im Land, aber auch die hoffnungslose Lage der Flüchtlinge.
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Frederik Rüegger, I Am a Stranger in This Country
Zwei Jahre begleitete der deutsche Fotograf (*1993) die englischen und irischen Traveller-Gemeinschaften, denen es immer weniger möglich ist, ihren traditionellen Lebensstil aufrechtzuerhalten. Ausgrenzung und Diskriminierung, durch Brexit und erstarkenden Nationalismus verstärkt und durch Fehlinformationen und Hass in den sozialen Medien verschärft, bedrohen ihre Freiheit. Die Aufnahmen entstanden auf Pferdemärkten, den letzten Orten, an denen die Traveller ihre Kultur offen feiern können.
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Anastasia Taylor-Lind, 5K from the Frontline
Seit zehn Jahren berichtet die englische Fotografin (*1981) gemeinsam mit der Journalistin Alisa Sopova über den Krieg in der Ukraine. Sie dokumentiert das Schicksal der Menschen vor allem in der Donbas-Region im Osten der Ukraine. Dort begann der Krieg 2014, der seitdem besonders gewalttätig und zerstörerisch ist. Ziel des eindrücklichen Langzeitprojekts ist es, der Welt direkt zu zeigen, was es heißt, jeden Tag inmitten militärischer Gewalt und Bedrohung zu überleben.
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Jodi Windvogel, Life Under Occupation – Cissie Gool House
Im Zentrum der Serie der südafrikanischen Fotografin (*1992) steht das Wohnprojekt Cissie Gool House in Kapstadt: ein ehemaliges Krankenhaus, das von Reclaim the City (RTC), einer sozialen Bewegung, die für bezahlbaren Wohnraum kämpft, 2017 besetzt und in eine Zufluchtsstätte für fast 2000 Menschen umgewandelt wurde. Es entstand eine Gemeinschaft, die sich gegen ausgrenzende Stadtplanung und fortbestehende Ungerechtigkeiten seit der Apartheid wehrte.
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Youbing Zhan, Migrant Workers in China’s Assembly Line
Rund 300 Millionen Wanderarbeiter sorgen für ein stetiges Wirtschaftswachstum in China. Sie kommen aus ländlichen Gebieten, um in wirtschaftlich entwickelteren Regionen Geld zu verdienen. In der Millionenstadt Dongguan, in der über 70 Prozent der Einwohner Wanderarbeiter sind, begleitet Youbing Zhan (*1973) seit 30 Jahren als Kollege und autodidaktischer Fotograf ihren harten Arbeitsalltag und ihre knappe Freizeit. Die ausgewählten Motive entstanden vor allem in den letzten zwei, teils aber auch bereits vor 16 Jahren.
Der LOBA gehört zu den international renommiertesten Auszeichnungen im Bereich der Fotografie: Der LOBA-Hauptpreis ist mit 40.000 Euro und einer Leica Kameraausrüstung im Wert von 10.000 Euro dotiert, der LOBA-Award Newcomer mit 10.000 Euro und einer Leica Q3.
Ab jetzt werden alle LOBA-Serien im Ernst Leitz Museum in einer Ausstellung – gefördert mit freundlicher Unterstützung durch WhiteWall – und in einem begleitenden umfangreichen Katalog präsentiert. Nach der Ausstellung in Wetzlar wird der LOBA 2025 auch wieder in weiteren Leica Galerien und auf Fotofestivals zu sehen sein.
Weitere Informationen zu den diesjährigen Gewinner*innen finden Sie auf der Seite des Leica Oskar Barnack Awards.
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Lynsey Addario: “Mom, I Want to Live” – A Young Girl Battles War and Cancer
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Öffnungszeiten
Montag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr
Preise
Erwachsene 11,- Euro Kinder bis 8 Jahre Freier Eintritt Ermäßigt* 8,- Euro Familien 24,- Euro Jahreskarte 29,- Euro Schüler während der LOBA-Ausstellung
3,- Euro