Ragnar Axelsson: Where the World Is Melting
23.01.26 - 29.05.26
Ernst Leitz Museum
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Die Kraft der Elemente, die raue Schönheit der Eislandschaften, aber auch ihr drohendes Verschwinden: Der isländische Fotograf Ragnar Axelsson (*1958) dokumentiert seit mehr als vier Jahrzehnten die Regionen der Arktis in Island, Grönland, Sibirien und auf den Färöer-Inseln. Seine atemberaubend schönen Schwarzweißaufnahmen zeigen Gletscher und Eisformationen, doch vor allem den besonderen Alltag der dort unter extremen Bedingungen lebenden Menschen und Tiere. Der Fotograf gibt intime Einblicke in die elementare menschliche Erfahrung in der Natur am Rande der bewohnbaren Welt. Doch die Arktis ist durch den beispiellosen Klimawandel bedroht und befindet sich in einem rasanten, tiefgreifenden Veränderungsprozess, der die traditionelle Lebensweise, die jahrhundertealte Kultur der Menschen und die faszinierenden Eislandschaften verschwinden lässt. Die Ausstellung bietet einen ergreifenden Blick auf das Lebenswerk Axelssons und zeigt die Möglichkeiten der Fotografie im – fast aussichtslosen – Kampf gegen den Klimawandel.
Jäger und ihre Schlittenhunde in Island, Fischer und Bauersfrauen, grönländische Inuit, Rentierhirten in der sibirischen Tundra: Axelssons Porträts wirken auch deshalb so unmittelbar, da seine Informationen aus erster Hand stammen, von den oft außergewöhnlichen Persönlichkeiten vor Ort, von seinen eigenen intensiven Erlebnissen. Axelsson scheut keine Risiken und Mühen, immer wieder unterschiedlichste Menschen an den entlegensten Orten zu besuchen und eine längere Zeit mit ihnen zu verbringen. Er teilt mit ihnen den oftmals beschwerlichen Alltag und genießt ihr Vertrauen. Dies erlaubt es ihm, Momentaufnahmen ihres Lebens zu machen und ihre Erzählungen aufzuschreiben – so wird er zum Botschafter ihrer Existenz und der sich verändernden Lebensbedingungen. Er erzählt in seinen Bildern die Geschichten der Personen, die den Wandel des Erdklimas aus nächster Nähe erfahren. Diese Ausdauer über Jahrzehnte, verbunden mit einem tiefen Respekt für seine Zeitgenossen, hat Axelsson zu einem der wichtigsten Zeugen und Chronisten der schleichenden, aber die Arktis inzwischen mit großer Wucht treffenden globalen Klimaveränderungen gemacht.
Das zweite große Thema seiner Arbeit ist die Kraft der Elemente und das Erlebnis der Erhabenheit der nordischen Natur. Davon zeugen seine beeindruckenden fotografischen Landschaftsporträts. Mit dem Blick des Forschers und Künstlers analysiert er auch die kleinsten Naturstrukturen, die an Zeichnungen oder abstrakte Kompositionen erinnern.
Das Überfliegen der Gletscher im Flugzeug hat Axelsson schon als Kind begeistert. Diese Faszination hat ihn nie losgelassen, und er hat in über 40 Jahren seine Heimat und den äußersten Norden beständig in starken und bewegenden Motiven eingefangen. Axelsson hat selbst eine Fluglizenz und begleitete Wissenschaftler und andere Künstler auf ihren Reisen. An seine ersten fotografischen Erfahrungen als Zehnjähriger mit der Leica seines Vaters hat Axelsson noch lebhafte Erinnerungen: „Ich saß da und hielt eine Leica umklammert, die mein Vater mir geliehen hatte. Ich dachte unermüdlich ans Fotografieren. Es gehörte viel Vertrauen dazu, einem Kind eine Kamera zu leihen, die so teuer war wie ein Auto. Ich durfte meinen Vater nicht enttäuschen. Ich hatte ihm versprochen, gut auf die Kamera aufzupassen. Er hatte mir Kunstbücher über berühmte Maler und ausländische Zeitschriften zu lesen gegeben, wie Life und Stern. Sie enthielten die großartigsten Bilder, die ich je gesehen hatte. ‚Du musst Fotos machen und dich anstrengen‘, war die Botschaft, die mein Vater mir mitgab. Die Fotografien aus den Magazinen hatten sich in mein Gedächtnis gebrannt, genauso wie die Gemälde. Doch ich konnte nicht malen, also musste ich fotografieren.“
Die Ausstellung ist eine persönliche Auswahl aus Werkgruppen, die Axelsson in rund vier Jahrzehnten fotografiert hat. Sie entstand in Kooperation mit Isabel Siben, Direktorin und Kuratorin des Kunstfoyers der Versicherungskammer Kulturstiftung in München, wo die Ausstellung 2021 erstmals präsentiert wurde.
Über Ragnar Axelsson

Ragnar Axelsson (kurz RAX) wurde 1958 in Island geboren. Seine erste Leica erhielt er von seinem Vater, der ihm auch die Grundzüge der Fotografietechnik erläuterte. Nach einer Ausbildung zum Fotografen war er von 1976 bis 2020 als Fotojournalist für die isländische Tageszeitung Morgunblaðið tätig, zudem übernahm er in Lettland, Litauen, Mosambik, Südafrika, China und der Ukraine freiberuflich Aufträge. Seine Fotografien wurden in Zeitschriften wie Life, Newsweek, Stern, Geo, National Geographic, Time Magazine und Polka abgedruckt und weltweit ausgestellt. Aus seiner langen Liste von Bildbänden sind die folgenden besonders hervorzuheben: „Faces of the North“ (2004, Neuauflage 2015), „Last Days of the Arctic“ (2010), „Behind Mountains“ (2013), „Glacier“ (2018) und der die aktuelle Ausstellung begleitende Band „Where the World Is Melting“ (2021). 2001 erhielt er eine ehrenhafte Erwähnung beim Leica Oskar Barnack Award (LOBA), 2010 war er mit seiner Serie „Arctic Heroes“ auf der LOBA-Shortlist. Er hat mit unterschiedlichen Leica M-Kameras fotografiert; in jüngerer Zeit auch mit der Leica SL und der Leica SL2, ebenso mit der Leica M Monochrom (Typ 246). -
Öffnungszeiten
Montag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr
Preise
Erwachsene 11,- Euro Kinder bis 8 Jahre Freier Eintritt Ermäßigt* 8,- Euro Familien 24,- Euro Jahreskarte 29,- Euro Schüler während der LOBA-Ausstellung
3,- Euro